Die NABU-Streuobstwiese in Berndorf

Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa, auch wenn sie ein von Menschen geschaffenes Biotop sind. Sie ähneln in ihrer Struktur den natürlichen Offenlandbiotopen, aber z.B. die Regelmäßigkeit in der Anordnung der Bäume und die regelmäßige Mahd zeigen die Eingriffe des Menschen in die Abläufe der Natur. Die sind notwendig, um eine Streuobstwiese zu erhalten. Denn z.B. ohne Regelmäßigkeit der Baumpflanzung ist eine vernünftige Mahd größerer Flächen nicht möglich und ohne Mahd würde die Fläche nach wenigen Jahren verbuschen.

 

Die Berndorfer NABU Streuobstwiese wurde auf einer für die Landwirtschaft wenig ergiebigen Fläche angelegt, der steinreiche, lehmige Boden war für Ackerbau kaum geeignet. Insgesamt hat sich die Fläche zudem als wenig homogen erwiesen, erkennbar unter anderem daran, dass die Bäume, auch wenn sortengleich, je nach Standort auf der Wiese sehr unterschiedlich gediehen sind.

Der Boden entlang des Wanderwegs 2 ist nährstoffreich (auch ohne künstliche Düngung), was sich im Frühsommer in einem dicht mit Wiesenkerbel bewachsenen Streifen von 10 bis 15 m Breite vom Weg aus gesehen zeigt. Interessanterweise sind in diesem Streifen auch die Bäume besonders gut gediehen. Nun wird der Wanderweg tagtäglich über das ganze Jahr hinweg von vielen Spaziergängern und Wanderern beschritten und deren vierbeinige Begleiter nutzen die Gegebenheiten der Streuobstwiese, weichen dafür aber nicht gerne weit vom Weg ab (eine mögliche Erklärung).

Durch die jährliche Mahd mit Entfernung des Mähgutes bleibt der Boden in der Fläche insgesamt mager und so ist die Voraussetzung für die Erhaltung einer artenreichen Magerwiese gegeben.

Aus dem Gesagten kann aber auch abgeleitet werden, dass es sinnvoll ist, einzelne Bäume  gezielt zu düngen, damit sie gedeihen. Hier kommen als Naturdünger vor allem Hornspäne als langsam wirkender Dünger in Frage. Einige Bäume wurden in der Vergangenheit schon entsprechend behandelt.

 

Neben den Obstbäumen finden sich inselartig insgesamt 5 dicht mit Büschen bewachsene Bereiche auf der Streuobstwiese, hier wachsen Schlehen, Weißdorne, Heckenrosen und vereinzelt Ginster. Vor allem die Schlehen haben eine unbändige Ausbreitungstendenz und sie müssen regelmäßig aus der Wiese entfernt werden. Während die Buschbereiche eine wertvolle Rückzugsmöglichkeit für die Vögel darstellen, sorgen insgesamt 15 Lesesteinhaufen dafür, dass auch die Reptilien (Waldeidechse, Blindschleiche.....) einen sicheren Unterschlupf haben.

 

Am hinteren Rand der Streuobstwiese (vom Wanderweg aus gesehen) entsteht eine Hecke, bestehend aus Weißdorn, Haselnuß, Pfaffenhütchen, Wolliger Schneeball, Heckenrose....

Sie soll Windschutz bieten gegen rauhe Winde aus West / Nordwest und wird gleichzeitig als Vogelschutzgehölz wertvolle Dienste tun.

Eine weitere Besonderheit des Geländes ist seine Hanglage. Zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Punkt der Streuobstwiese besteht ein Gefälle von ca. 8m. Dies hat eine unterschiedliche Wasserversorgung der Bäume zur Folge, was vor allem in langen Trockenzeiten ein Problem für tragende Obstbäume darstellt.

Als günstiger Umstand kann angesehen werden, dass sich in unmittelbarer Nähe zu unserer  NABU- Streuobstwiese zwei weitere, privat betreute Streuobstwiesen befinden und dass zusätzlich in der Nähe ein von der Gemeinde Berndorf betreutes Naturschutzprojekt liegt, die Lehmkaul, eine Fläche, die früher der Lehmgewinnung diente und nach Zwischennutzung als Deponie für Abraum jetzt u.a. als Refugium für Insekten gestaltet wurde (--> www.lehmkaul-berndorf.de). 

So ist eine Biotop-Vernetzung möglich, die wiederum Voraussetzung ist für den genetischen Austausch der Arten. Und ohne genetischen Austausch keine Anpassung an sich ändernde Lebensbedingungen.

 

 

Besonderheiten der Flora

Auf unserer Streuobstwiese sind die Pflanzen zu finden, die auch in der Umgebung an mageren Stellen noch regelmäßig vorkommen.

Als Besonderheit zu nennen ist der Fransenenzian, der gedeiht auf kalkreichen, steinigen und nährstoffarmen Lehmböden und ist in der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten Deutschlands in der Kategorie 3 (= gefährdet) zu finden. In Berndorf findet sich Fransenenzian ansonsten nur an wenigen anderen Stellen. Fotos (wenn nicht anders vermerkt) Leo Mattelé

Besonderheiten der Fauna

Die Fauna auf unserer Streuobstwiese ist sehr vielfältig und kann hier nur in einigen Beispielen präsentiert werden. Fotos (wenn nicht anders vermerkt) Leo Mattelé

Bei Baumschneidearbeiten im April ´24 konnten wir sehr junge Füchse aus unmittelbarer Nähe bewundern, die plötzlich ihren sehr versteckt liegenden Bau auf der Streuobstwiese verließen, als wir ganz in der Nähe waren. Kein Zufall, hinterher wurde uns klar, dass wir durch unsere Arbeit über einige Stunden ungewollt die Fuchsmutter davon abgehalten hatten, ihre Jungen zu versorgen. Und das hatte die jungen Füchse aus ihrem sicheren Bau getrieben.

Mehr zur Berndorfer Streuobstwiese auf unserer homepage unter Projekte.

Vierter Sensenworkshop auf der NABU Obstwiese

 


Am Vormittag des 25. Juli 2015 fand der vierte gemeinsame Sensenworkshop des NABU Südeifel und des NABU Kylleifel auf der Berndorfer NABU-Obstwiese statt. Dabei konnten 12 interessierte Schnitter in die Kunst des Umgangs mit der Sense eingewiesen werden. Jan-Roeland Vos vermittelte viele Insidertipps zum Dengeln, Wetzen, dem richtigen Einstellen des Werkzeugs und Führen der Sense beim Schneiden.

    Auch historisches zur Sense kam zur Sprache. „Früher war das Mähen mit der Sense während der der alltäglich anfallenden Arbeiten vom Vater zum Sohn und Enkel weitergegeben. So war es in der Eifel noch vor einigen Jahren selbstverständlich, dass Männer und Frauen das Mähen mit der Sense mit spielerischer Leichtigkeit beherrschten. Das Mähen mit der Sense konnte man eben. Da viel es niemandem ein, irgendetwas davon aufzuschreiben. Bei dem schnellen Wandel in der letzten Zeit hin zu energiefressenden, radikal zerschneidenden Großmähmaschinen wurden so viele alte Methoden aufgegeben, dass nur noch wenige Erinnerungen an das Vergangene, wie den Gebrauch und die Handhabung der Handsense lebendig sind. (mod. nach LEHNERT, B. ; 2000; Naturerlebnis „Mähen mit der Sense“).“

   In der Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT vom 6.August 2015, wird der Lebensraum und die Lebensgemeinschaft Wiese in Paradies in Not verständlich illustriert. Da wird es auch dem Laien deutlich, warum Schmetterlinge, Käfer, Bienen, Hummeln und Co immer seltener werden. Dabei kann ein/e geübte/r SenserIn einer/m MotorfreischneiderIn in puncto Mahdleistung durchaus Paroli bieten. Und dies ohne Lärm, Gestank und Kohlenstoffdioxidproduktion.

  Weitere Eindrücke auch von vorigen Sensenworkshops gibt es in unserer Bildergalerie auf dieser homepage.

 

 

NABU Kylleifel – Obstbaumschnitt Expertise

 

Am 12.04.2014 kam die NABU Gruppe Kylleifel wieder zusammen um, wie jedes Frühjahr, fachmännisch die Obstbäume auf der Streuobstwiese Berndorf zu schneiden. Nie zuvor war die Blüte in den letzten 15 Jahren so weit zu diesem Zeitpunkt entwickelt, wie in diesem Frühjahr. So wurde auch an diesem Samstag von 10 aktiven NABU-Aktiven bei idealer Witterung gearbeitet. Neben dem Obstbaumschnitt fallen auch immer andere Arbeiten an. So werden bei jungen Bäumen Baumscheiben angelegt, einige Bäume mit Hornmehl gedüngt, eine Hecke heimischer Wildsträucher gepflegt und die Lesesteinhaufen erweitert. Letztere dienen als Kleinbiotope vor allem Eidechsen und anspruchsvollen Insektenarten als Lebensraum.

 

Leider muss auch immer wieder viel angewehter Müll beseitigt werden. Häufig gehören dazu Plastikabfälle aus der Landwirtschaft, wie alte Kunstdüngersäcke, Stücke von Siloplanen oder, wie beim Pflegeeinsatz am 12.04., komplette Siloplanen. Viele Landwirte sind dazu aufgerufen, ihre Abfälle gewissenhafter zu entsorgen.

 

Die Obstbäume unserer Streuobstwiese sind zumeist alte, heimische, standortgerechte Apfelsorten, die in fünf Reihen auf der 1,3 ha großen Streuobstwiese stehen. Jede der fünf Reihen wird seit einigen Jahren vom gleichen NABU Aktiven geschnitten. So lassen sich über die Jahre Sinn und Zweck der verschiedenen Schneidtechniken gut vergleichen und bewerten. Dem entsprechend wird auf den Pflegeeinsätzen viel gefachsimpelt und diskutiert.

Die Obstwiese dient langfristig neben der Versorgung mit giftfreiem, gesundem Obst zur Herstellung von naturtrüben FÖNO Apfelsaft,  vor allem dem Erhalt des heute bedrohten Lebensraumes „Streuobstwiese“. Dieser Lebensraum fördert durch seine zahlreichen seltenen Tierarten die biologische Vielfalt in der Region. Zudem kann das artenreiche, nicht mit Pestiziden und Kunstdüngern behandelte Mähgut zwischen den Obstbaumreihen in der gesunden Tierfütterung eingesetzt werden.

 

Mehr zur Obstwiese auf unserer homepage: http://www.nabu-kylleifel.de/projekte/streuobstwiesen/

 

 

Aktuelles:

Rettet das Hinterweiler Köpfchen

Gemeinsame Erklärung von NABU Daun und NABU Kylleifel zum geplantn Abbau des Hinterweiler Köpfchens am Scharteberg gibt es hier.

Zweiter NABU Kylleifel Rundbrief

Rundbrief_Nr2_NABUkylleifel_01110224.pdf
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Vogel des Jahres 2024: der Kiebitz

Der „Vogel des Jahres“ wird bereits seit 1971 gekürt. Die gemeinsame Aktion von NABU und LBV ist damit die älteste ihrer Art. Vom Baum bis zum Weichtier des Jahres hat sie inzwischen zahlreiche Nachahmer gefunden. Zum 50. Jubiläum der Aktion durfte im Jahr 2020 erstmals die Öffentlichkeit wählen, welche Art Vogel des Jahres wird.

Mehr dazu hier.

Wir trauern um Jacques Berndorf

Der Krimiautor und Journalist Michael Preute alias Jacques Berndorf war viele Jahre lang Unterstützer des NABU Kylleifel und Pate unserer Streuobstwiese in Berndorf. Am Sonntag dem 3. Juli ist er mit 85 Jahren gestorben.

Mehr dazu hier.

NABU-Biotope stellen sich vor:                                                               Wacholderheide bei Niederehe

Am Hönselberg bei Niederehe kaufte der NABU vor fast 20 Jahren einen ziemlich gestörten Kalkmagerrasen. Sehen Sie, wie es heute dort aussieht.

Wir unterstützen:

"Wo sind all' die Berge hin? Wo sind sie geblieben?

Was passiert mit dem Roßbüsch bei Oberbettingen?

In einer kleinen Bildergalerie zeigen wir am Beispiel des benachbarten  Ruderbüsches bei Oberbettingen, wie schnell unsere Vulkanberge verschwinden.

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